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Briefedition

»Sind noch mehr da? Man soll sie herausgeben!« Thomas Manns Appell in seiner Besprechung der Freundesbriefe, die 1910 aus Fontanes Nachlass veröffentlicht wurden, blieb nicht ungehört. Doch trotz Mammutleistungen wie der 1994 abgeschlossenen Hanser-Ausgabe – mit ca. 2.500 kommentierten Schreiben die immer noch größte Fontane-Briefsammlung – sowie mehrerer editorisch anspruchsvoller Einzeleditionen, wie der von Gabriele Radecke edierten Korrespondenzen mit Bernhard von Lepel oder Theodor Storm, bildet eine kritische Gesamtedition der Briefe von und an Fontane das wohl dringendste Desiderat der Forschung.

Bild: TFA
Experimentelle Visualisierung von Fontanes Korrespondenz mit 681 Partner*innen

Das Theodor-Fontane-Archiv besitzt den umfangreichsten Bestand an Originalbriefen von und an Fontane sowie an Briefen Dritter, die Fontane betreffen, und erweitert als einzige öffentliche Institution diesen Bestand kontinuierlich durch Erwerbung von Briefcorpora und Einzelbriefen. Zudem verwahrt das Archiv hand- und maschinenschriftliche Abschriften zahlreicher Briefe Fontanes, die im Verlag seines Sohnes Friedrich für die frühen Briefausgaben angefertigt wurden und die im Falle verlorener oder veschollener Originale die einzigen Textzeugen darstellen.

Ausgehend von diesen umfangreichen Beständen plant das Theodor-Fontane-Archiv eine Ausgabe sämtlicher Briefe von und an Fontane, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und Nutzer*innen wie Leser*innen als online-Edition zur Verfügung gestellt werden soll. Für die Ausgabe sollen sämtliche Briefe kritisch nach den Quellen ediert und durch eine umfangreiche Kommentierung erschlossen werden. Besonderes Augenmerk wird auf die Aufarbeitung der oft verwickelten Provenienzgeschichte der Textträger gelegt werden.

Um eine Synopse und kritische Bewertung der bisherigen editorischen Bemühungen um die Fontane’schen Briefschaften zu leisten und um die Anforderungen zu sondieren, die an die geplante Briefedition von Seiten der Fontane-Forschung ebenso wie von Seiten der Editionswissenschaft gestellt werden, hat das Theodor-Fontane-Archiv die Tagungen »Fontanes Briefe ediert« (2013) und – gemeinsam mit der Theodor Fontane Gesellschaft – »Fontanes Briefe im Kontext« (2014) veranstaltet. Die Sammelbände mit den Beiträgen zu den Tagungen sind in der gemeinsam von Archiv und Gesellschaft herausgegebenen Reihe Fontaneana im Verlag Königshausen & Neumann erschienen.

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Dr. Sabine Seifert

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