Geschichte des Archivs
Der Nachlass Theodor Fontanes befand sich nach seinem Tod im Jahre 1898 zunächst in Familienbesitz und wurde von einer testamentarisch eingesetzten Kommission betreut. Teile des Nachlasses gelangten bereits früh an das Märkische Museum. Nach dem Scheitern von Verhandlungen mit der Preußischen Staatsbibliothek über einen Ankauf der zuletzt von Friedrich Fontane verwalteten Teile des Nachlasses kam es am 9. Oktober 1933 zur Versteigerung dieses Familienbesitzes durch das Auktionshaus Meyer & Ernst.
Im Jahre 1935 erwarb die Provinzialverwaltung Brandenburg die umfangreichen, auf der Auktion nicht veräußerten Bestandteile mitsamt der von Friedrich Fontane angelegten Sammlung sowie den seinen Vater betreffenden Teil seines Verlagsarchivs und gründete das Theodor-Fontane-Archiv als Literaturarchiv der Provinz Brandenburg.
Das Fontane-Archiv nahm unmittelbar nach der Gründung seine Tätigkeit auf und konnte bis in die Kriegsjahre hinein seine Bestände beträchtlich erweitern. Zu den ersten Mitarbeiterinnen zählte Charlotte Jolles als Doktorandin von Julius Petersen. Im letzten Kriegsjahr kam es im Zuge der Auslagerungen zu erheblichen Verlusten an Beständen, deren Verbleib bis heute nicht geklärt werden konnte. Eine Aufstellung über die vermissten Bestände des Fontane-Archivs findet sich hier.
Nach 1948 wurde das Fontane-Archiv als Abteilung der Landes- und Hochschulbibliothek Brandenburg weitergeführt, seit 1969 als Abteilung der Deutschen Staatsbibliothek Berlin (DDR). In den Jahren nach 1989 wurde die drohende Auflösung des Fontane-Archivs durch seine Neugründung als selbständige Einrichtung des Landes Brandenburg abgewendet. Seit 1992 konnte es sich durch seine wissenschaftliche Arbeit als forschendes Literaturarchiv positionieren und zugleich durch Erwerbungen seine Sammlungen erheblich erweitern.
Die seit dem Zweiten Weltkrieg vermißten Bestände des Theodor-Fontane-Archivs hat der ehemalige Archivleiter Manfred Horlitz 1999 in einer Publikation dokumentiert.
Im Oktober 2007 bezog das Fontane-Archiv die Villa Quandt am Potsdamer Pfingstberg, die mit Mitteln der Hermann-Reemtsma-Stiftung, Hamburg und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung für die Nutzung durch das Fontane-Archiv wieder hergestellt werden konnte. Im selben Jahr wurde es verwaltungstechnisch an das Brandenburgische Landeshauptarchiv angegliedert. Seit dem 1. Juli 2014 gehört das Fontane-Archiv als wissenschaftliche Einrichtung zur Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam.