Workshop ›Original und Kopie‹
Eine Videodokumentation
Unter dem Titel »Original und Kopie. Probleme und Potentiale der Reproduzierbarkeit für die Kulturgutvermittlung« fanden sich am 8. und 9. November 2021 zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Kulturellen Gedächtnisorte (KGO) sowie der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) in Potsdam zusammen, um in einem gemeinsamen Workshop über die Probleme und Potentiale nachzudenken, die sich aus dem Einsatz analoger und digitaler Kopien von Originalen in Museen und Archiven ergeben. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam in Zusammenarbeit mit der Ernst Barlach Stiftung Güstrow. Der Workshop wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).
Diskutiert wurden die sich verändernden Bedingungen für Besucher*innen und Forscher*innen in der ›unmittelbaren‹ Begegnung mit originalen Kunstwerken, Artefakten und Dokumenten in kulturbewahrenden und -vermittelnden Institutionen wie Museen und Archiven. Auch wenn das Original und die besondere Aura, die ihm zugeschrieben wird, im Zeitalter technisch immer weiter perfektionierter Reproduzierbarkeit nichts an Anziehungskraft auf das Publikum eingebüßt hat, werden in Museen und Archiven doch seit jeher auch Kopien gezeigt bzw. in die Nutzung gegeben – etwa, weil der Erhaltungszustand des Originals es erfordert, weil das Original vorübergehend verliehen ist oder weil es überhaupt nicht mehr existiert.
Durch die Digitale Revolution hat die Frage, welcher Status der Kopie in der Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit zukommt, in letzter Zeit an zusätzlicher Virulenz gewonnen. Über die genannten Fälle hinaus werden digitale Kopien eingesetzt, um etwa in virtuellen Umgebungen eine andere – eingehendere, ›unmittelbarere‹ – Begegnung mit dem originalen Objekt zu ermöglichen. Als Ergänzung oder Alternative zur realen ist inzwischen die digitale Ausstellung getreten, die während der Museumsschließungen im Verlauf der Corona-Pandemie noch stärker an Aktualität gewonnen hat.
Gefördert durch:
Videodokumentation
Die verschiedenen Vorträge, die während des Workshops aufgezeichnet wurden, werden mit Genehmigung der Vortragenden hier zum Nachsichten und -hören bereitgestellt. Die Videodokumentation dient der nachhaltigen Bewahrung der Ergebnisse des Workshops.
Am Abend des 8. November 2021 eröffnete die Kunstwissenschaftlerin Prof. Dr. Annette Tietenberg (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig HBK) die Veranstaltung mit einem öffentlichen Vortrag. Sie sprach über die »Ausstellungskopie als anachronistisches Geschichtsmodell – demonstriert am Beispiel des Kabinetts der Abstrakten in Hannover«. Eingeleitet wurde der Vortrag durch Prof. Dr. Peer Trilcke (Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam).
Nach einer Begrüßung durch die Sprecher*innen der KGO und der KNK Dr. Sylke Kaufmann (Lessing-Museum Kamenz) und Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg SPSG) widmeten sich am 9. November insgesamt sieben Vorträge von Vertreter*innen verschiedener Einrichtungen der Fragestellung um Original und Kopie aus der Perspektive ihrer jeweiligen Häuser. Eine Einführung in das Thema des Workshops gab Prof. Dr. Peer Trilcke (Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam) mit einem »Lob auf die Kopie«.
Kerstin Wiese (Bach-Museum Leipzig) sprach im Anschluss über »Reproduktion als Chance im Musikermuseum«.
Dr. Roland Krischke (Lindenau-Museum Altenburg) sprach über »Die Rückkehr der weißen Gespenster – Das Lindenau-Museum Altenburg und seine originalen Kopien«.
Anke Dornbach (Kunstmuseum Moritzburg Halle an der Saale) vertrat ihren erkrankten Kollegen Thomas Bauer-Friedrich und hielt dessen Vortrag über »Digitale Kopien in Ausstellungszusammenhängen«.
Dr. Magdalena Schulz-Ohm (Ernst Barlach Stiftung Güstrow) sprach über »Posthume Güsse – eine Herausforderung im musealen Alltag«.
Dr. Stefan Körner (Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz SFPM) sprach über »Pückler & Branitz. Schein & Sein«.
Zum Abschluss sprach Dr. Samuel Wittwer (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg SPSG) über »Die Kopie im Schloss – Betrug oder Chance?«.
Zu dem spontan eingebauten Beispiel zu Beginn des Vortrags (1:13 bis 2:55) möchte der Referent ergänzen, dass sich der Protest der Restaurator*innen nicht gegen die Berührung mit Handschuhen an sich richtete, sondern dagegen, dass das Begehren bereits von anderer Stelle der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg genehmigt worden war, die Restaurator*innen aber gern vor der Führung dem Leihnehmer Hinweise gegeben hätten, wo z. B. restaurierte Stellen sind und man beim Anfassen entsprechend vorsichtig sein muss.
Ihr Ansprechpartner
Rainer Falk
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