Schon während seiner Ausbildung zum Apotheker hatte der junge Theodor Fontane begonnen, sich für die englische Literatur zu begeistern – und in einer Monatszeitschrift einen Roman entdeckt, den er seinen Landsleuten nahezubringen beschloss. Mit seiner Wahl bewies Fontane einen guten Riecher: ›Der Geldverleiher‹ der hierzulande damals wie heute weitgehend unbekannten Catherine Gore besticht mit einer spannenden Handlung, drastischem Realismus und profunder Kenntnis der Gesellschafts- und Finanzwelt im viktorianischen England. Lange bevor Fontane selbst als Romancier debütierte, legte er als Übersetzer eine erstaunliche Sprachgewandtheit an den Tag. So übertrug er etwa den Londoner Dialekt seiner Vorlage stilsicher ins Berlinische.
In seiner Autobiographie ›Von Zwanzig bis Dreißig‹ sollte Fontane gegen Ende seines Lebens noch einmal darauf zurückkommen, um was für »eine sehr gute Erzählung« es sich gehandelt habe und dass die Übersetzung ohne sein Wissen in einer kurzlebigen Literaturzeitschrift erschienen sei. Diese Veröffentlichung harrt bis heute der Entdeckung. Auf der Grundlage des wiederentdeckten Typoskripts hat Iwan-Michelangelo D’Aprile Fontanes Übersetzung herausgegeben und präsentiert damit ein vergessenes Stück viktorianischer Literatur und ein fehlendes Stück im Fontane’schen Gesamtwerk. Die Sprecherin Tabea Klaus bringt ausgewählte Passagen zu Gehör.
- Veranstaltungsort
Villa Quandt
Große Weinmeisterstr. 46/47
14469 Potsdam- Zeit
24.03.2022, 19 Uhr
- Eintritt
5 Euro
Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung.
Iwan-Michelangelo D'Aprile
war Gründungsdirektor des Research Center Sanssouci und hat seit 2015 die Professur ›Kulturen der Aufklärung‹ an der Universität Potsdam inne. Sein Buch Fontane. Ein Jahrhundert in Bewegung erschien 2018.
Ihre Cookie-Einstellungen haben diese Karte blockiert.
Ihr Ansprechpartner
Rainer Falk
Telefon:
+49 331 20139-79