5. August 1893, Samstag

Brief von Fontane an

05.08.1893

über von Heydens Sohn Hubert, der Maler ist: „Die Beobachtung ist vorzüglich, alles charakteristisch und mit einem freien Humor gewürzt“; über die Person Bismarcks: „man muß sich immer wieder all das Riesengroße zurückrufen, was er genialisch zusammengemogelt hat, um durch diese von den krassesten Widersprüchen getragenen Mogeleien nicht abgestoßen zu werden. Er ist die denkbar interessanteste Figur, ich kenne keine interessantere, aber dieser beständige Hang, die Menschen zu betrügen, dies vollendete Schlaubergertum ist mir eigentlich widerwärtig, und wenn ich mich aufrichten, erheben will, so muß ich doch auf andre Helden blicken. […] Seine aus jedem Satz sprechende Genialität entzückt mich immer wieder, schmeißt immer wieder meine Bedenken über den Haufen, aber bei ruhigem Blute sind die Bedenken doch auch immer wieder da. Nirgends ist ihm ganz zu trauen.“ F vergleicht die mentale Situation der Deutschen mit der der Engländer: er schätzt das Selbstvertrauen der Engländer bei weitem größer ein; F ist der Meinung, daß niemand in Deutschland „im geringsten von der Sicherheit unsrer Zustände überzeugt“ ist [1]
  • 1: FBV 93/53; HFB 4,271–273 (alle Zitate 272)

Letzte Bearbeitung: 15.02.2024

Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/chronik/1893-08-05/. Letzte Bearbeitung: 15.02.2024.

 

 

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