22. Oktober 1890, Mittwoch
Brief von Fontane an
- 22.10.1890
über Ruppin, Swinemünde und Schmiedeberg: „Es giebt doch wirklich eine Art genius loci und während an manchen Orten die Langeweile ihre graue Fahne schwingt, haben andre unausgesetzt ihren Tanz und ihre Musik. Diese Beobachtung habe ich schon als Junge gemacht; wie spießbürgerlich war mein heimathliches Ruppin, wie poetisch das aus bankrutten Kaufleuten bestehende Swinemünde, wo ich von meinem 7. bis zu meinem 12. Jahre lebte und nichts lernte. Fast möchte ich hinzusetzen Gott sei Dank. Denn das Leben auf Strom und See, der Sturm und die Ueberschwemmungen, englische Matrosen und russische Dampfschiffe, die den Kaiser Nicolaus brachten, – das war besser als die unregelmäßigen Verba, das einzig Unregelmäßige, was es in Ruppin gab.“ [1]- 22.10.1890
F dankt für den gesandten Verlagsprospekt, in dem Heyses Weihnachtsgeschichten und sein Quitt nebeneinander gedruckt sind – „Zeugen einer andern Zeit“; unentschlossen, ob er morgen in den ›Club‹ gehe, werde er gewiß aber in acht Tagen dort sein, „wenn es zu einem kl. Gastmahl kommt“ [2]
- 1: FBV 90/205; Friedlaender-Briefe 1994,187–188 (187)
- 2: FBV 90/206; FaH 326–327 (326/327)
Mehrtägige Ereignisse und Zeiträume
Lektüre
- 20.10.1890 - 26.10.1890
- Annette von Droste-Hülshoff, Gedichte, u.a. die Heidebilder, Balladen sowie den Zyklus Das geistliche Jahr – „Ich kam aber nicht weit damit. Selbst die Sachen, die mich früher entzückt hatten, gefielen mir nicht mehr. Gedichte ohne vollendeten Ausdruck, ja oft geradezu formlos, schwerfällig, bummlig, das kann ich nicht mehr aushalten und die Güte des Talentes, die zweifellos vorhanden, verstimmt mich nur noch mehr“ (zwischen 20. 10. 1890 u. 26. 10. 1890) [3]
- 3: HFB 4,393 (F an Richard Schöne, [30. 10. 1890 [früher: Oktober 1894], Entwurf])
Arbeit
- ** 01.09.1889 ** - ** 30.11.1890 **
- F notiert einen Entwurf zu einer Charakteristik Henrik Ibsens (vermutlich Herbst 1889) [4]
- ** 01.09.1889 ** - ** 30.11.1890 **
- Notizen über Realismus und Romantizismus (vermutlich Herbst 1889) [5]
- ** 01.07.1890 ** - ** 31.12.1890 **
- Korrektur Quitt (2. Hälfte 1890) [6]
- 4: Aufzeichnungen zur Literatur 361–368
- 5: Aufzeichnungen zur Literatur 375f.
- 6: TB 2,251
Brief an Fontane von
- ** 2. Hälfte 1890 **
-
Gensichen, Otto Franz
fragt, ob F die Antwort auf seine „Anfrage betreffs der ‚Flecken‘“ erhalten habe (2. Hälfte 1890) (→ 30. 1. 1890) [7]
- 7: TFA Sign. Ca 1216 – möglicherweise sind Gensichens Korrigenda zu Vor dem Sturm gemeint
Letzte Bearbeitung: 13.01.2025
(https://www.fontanearchiv.de/chronik/1890-10-22/)
Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/chronik/1890-10-22/. Letzte Bearbeitung: 13.01.2025.
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