31. Oktober 1874, Samstag
Ereignis
- 31.10.1874
- morgens Besuch der Vatikanischen Museen; während seines dreieinhalbstündigen Besuches in der Pinacoteca sieht sich F u.a. Bilder von Fra Angelico, Federico Barocci, Caravaggio, Domenichino, Guercino, Guido Reni, Leonardo da Vinci, Mantegna, Murillo, Perugino, Bernadino Pinturicchio, Raffael, Giulio Romano, Andrea Sacchi, Sassoferrato, Giovanni Spagna, Tizian, Valentin de Boulogne und Paolo Veronese an [1]
- 31.10.1874
- Besuch der Kirche Santa Maria Maggiore mit der Kapelle Paolina und der Kapella Sixtus V. sowie dem Grabmal Pius V. [2]
- 31.10.1874
- kurzer Aufenthalt im Hotel – „Versuch eines Frühstücks; gescheitert.“ [3]
- 31.10.1874
- nachmittags Besuch der Skulpturensammlung in den Vatikanischen Museen: „Unsagbar herrliche Schätze […] vor allem: Laokoon, Apollo, Merkur, Perseus mit dem Haupt der Medusa (letztres modern, von Canova).“ [4]
- 31.10.1874
- nachmittags Teilnahme an einem Gottesdienst in der Peterskirche in der Cappella della Presentazione; anschließend Besuch in der Birreria: „Gut gegessen: Grüne Erbsensuppe und Fricandeau.“ [5]
- 1: HA 3,3,2,995–999
- 2: HA 3,3,2,999; HFB 2,484 (F an Karl Zöllner, 31. 10. 1874)
- 3: HA 3,3,2,999
- 4: HA 3,3,2,999
- 5: HA 3,3,2,999
Brief von Fontane an
- 31.10/03.11.1874 (und 03.11.1874)
F über seinen Rom-Aufenthalt: „Was zu leisten war, ist geleistet worden. Ich habe die Lage der Stadt, der Straßen und Plätze, der Paläste und Kirchen, das Genrehafte und das Landschaftliche, wie ich mir einbilde, zur Genüge weg; damit muß man sich zufrieden geben und wegen unerledigter Details sich nicht zu Tode grämen. Diese Detail-Schätze, wie ich nur wiederholen kann, sind eben unbezwingbar. Ein Menschenleben reicht dafür nicht aus […]. Wer alles zwingen will, wird nur confus“; die „tausend andren, für Kunst- und Culturgeschichte lehrreichen Nummern die noch bleiben, erheischen nicht das Auge eines Reisenden, sondern das eines Studirenden, die Arbeit eines Lebens. In dieser Erkenntniß schnüre ich frohen Muthes mein Bündel. Das Mögliche ist geleistet worden, und wie ich kühnlich hinzusetze: für meine Verhältnisse gerade genug.“
F über Kunsturteile: „Die Lügerei der Menschen, auch derer die etwas von den Dingen zu verstehn vermeinen oder auch meinetwegen wirklich verstehn, ekelt mich an. Nichts ist rarer als innerliche Freiheit den Erscheinungen des Lebens und der Kunst gegenüber, und der Muth eine selbstständig gehabte Empfindung auch auszusprechen. Und doch wäre selbst das Dummste immer noch besser als das Unwahre, aus Furcht oder Eitelkeit Nachgepapelte“; F bittet Zöllner, Theodor Fontane jun. aus diesem Brief vorzulesen und ihn auch seinem Sohn George und August von Heyden zu zeigen [6] [7]
Mehrtägige Ereignisse und Zeiträume
Ereignis
- ** 01.09.1874 ** - 30.11.1874
- Martha Fontane hält sich während der Italienreise ihrer Eltern bei Familie Treutler in Neuhof, Schlesien auf [8]
- 15.10.1874 - 02.11.1874
- einer späteren Erinnerung zufolge sieht F im Schaufenster eines Buchladens in Rom das erste Heft der Deutschen Rundschau liegen: „Als ich im Herbst 1874 in Rom war und von Café Cavour aus, wo ich eben die ‚Fanfulla‘ mühsam durchstudiert hatte, in den Corso einbog, stand am Schaufenster eines Buchladens ein gut aussehendes, rot-bräunliches Heft, zu dem es mich geheimnisvoll hinzog. Und da las ich denn: Deutsche Rundschau, herausgegeben von Julius Rodenberg, Verlag von Gebrüder Paetel. ‚Das wird etwas‘, klang es sofort in mir.“ (zwischen 15. 10. 1874 u. 2. 11. 1874) [9]
- 8: FEBW 281 (Emilie Fontane an Mathilde Eggers, 5. 2. 1875 und Anmerkungen)
- 9: FaJR 68 ([*Oktober 1894*])
Letzte Bearbeitung: 13.12.2023
(https://www.fontanearchiv.de/chronik/1874-10-31/)
Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/chronik/1874-10-31/. Letzte Bearbeitung: 13.12.2023.
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