9. November 1870, Mittwoch
Ereignis
- 09.11.1870
- F wird am Nachmittag mit einer Fähre auf die Insel Oléron gebracht – „Guter Empfang“; Kapitän Forot, der Kommandant der Insel, bittet F auf sein Zimmer; Gespräch u.a. über die politische Lage bei einigen Flaschen Straßburger Bier; zum Abschied soll er zu F gesagt haben: „Sie werden einen guten Stoff gewinnen und Ihr zukünftiger Biograph einen noch besseren.“ – F bezieht ein Offizierszimmer, und genießt dank Kardinal Mathieus fortgesetztem Einsatz auch auf Oléron relativ weitgehende Freiheiten; er bittet um Holz und Kognak gegen die Kälte; er darf sich auf dem Vorfeld der Festung und in dem angrenzenden Städtchen frei bewegen; er ist „immer im Verkehr mit katholischen Geistlichen“ [1] [2]
- 09.11.1870
- auch eine andere Annehmlichkeit gewährt der Kommandant – Lektüre: „Unter gewöhnlichen Verhältnissen freilich hätt’ es notwendig schlecht damit stehen müssen, da ich nichts besaß als ein kleines unterwegs aufgekauftes Eisenbahnkursbuch und eine drei Jahr alte Nummer des Witzblattes ‚La Lune‘, die ich in einem Kommodenkasten leidlich wohlerhalten vorgefunden hatte.“ Kapitän Forot läßt F über Max Rasumofsky drei Bücher überreichen [3]
- 1: Tagebuchnotiz, zit. nach Hermann Fricke: Theodor Fontanes Kriegsgefangenschaft 1870, in: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. 5. Folge. Berlin 1955,58
- 2: NyA 16,88–92 (92); EBW 2,539 (F an Emilie Fontane, 10. 11. 1870); René Cheval: Fontane und der französische Kardinal, in: JbDSG, 27(1983),23 (. Zitat)
- 3: NyA 16,109
Lektüre
- 09.11.1870
- Eine Reise ins Freie – „schilderte in unangenehm pointierter Sprache eine rasche Reihenfolge von Kupee-Aventuren […]. Noch ehe ich bis Seite 100 gekommen war, warf ich das Zeug in die Ecke.“ [4]
- 09.11.1870
- L’ Autographe. Souverains, prélates, hommes politiques … célébrités du jour …, hg. von J. H. de Villemessant und G. Bourdin (Paris 1863) – „Meine eigentlichste Freude“, ein Autographenalbum, „in roten Maroquin gebunden und enthielt, in Faksimiles, die handschriftlichen Aufzeichnungen von mehr als tausend Personen, Zelebritäten aus aller Welt Enden, zu elf Zwölftel natürlich Franzosen. Deutsche fast gar nicht.“ [5]
- 4: NyA 16,109
- 5: NyA 16,110 – F gibt in Kriegsgefangen eine detaillierte Beschreibung des Buches und seines Profils
Mehrtägige Ereignisse und Zeiträume
Arbeit
- 09.11.1870
- Kriegsgefangen. Erlebtes 1870 – „Meine Erlebnisse hab ich angefangen aufzuschreiben; mit der Hälfte bin ich so ziemlich fertig. So gar Verse hab ich gemacht.“ (vor 10. 11. 1870) [6]
- 6: EBW 2,540 (F an Emilie Fontane, 10. 11. 1870)
Letzte Bearbeitung: 22.12.2020
(https://www.fontanearchiv.de/chronik/1870-11-09/)
Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/chronik/1870-11-09/. Letzte Bearbeitung: 22.12.2020.
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