16. Mai 1870, Montag
Ereignis
- 16.05.1870
- Henriette von Merckel notiert an diesem Tag in ihren Erinnerungen, was sie bei Fontanes beobachtet und geht dabei besonders gründlich auf die Situation der Kinder ein; sie konstatiert Ähnlichkeit zwischen Theodor jun. und F – „Er hat eine angeborne Noblesse, der Hauptzug im Wesen seines Vaters“; sie begrüßt, daß die zur Flüchtigkeit neigende Martha für ein Jahr nach England gegangen ist [1]
- 1: FMBW 2,259 (Henriette von Merckel, Erinnerungen an die Familie Fontane, 16. 5. 1870)
Brief von Fontane an
- [16.05.1870]
F rechtfertigt seine Kündigung bei der Kreuzzeitung: „Ich habe eine nach außen hin leidlich aussehende, aber in ihrem Kern perfide Stellung aufgegeben, die mich jetzt halb ernährte und nach 10 Jahren – nach langem geduldigen Einstecken von Kränkungen die sicher nicht ausgeblieben wären – gar nicht mehr ernährt haben würde“; er reagiert scharf auf Emilies Vorwürfe (→ 14. 5. 1870) [2]
- 2: FBV 70/29; EBW 2,480–481 (481)
Mehrtägige Ereignisse und Zeiträume
Brief an Fontane von
- 09.05.1870 - 10.05.1870 (und 12.05.1870 und 14.05.1870 - 16.05.1870)
-
Fontane, Emilie (geb. Rouanet-Kummer)
14.05.1870: über Fs Kündigung bei der Kreuzzeitung (→ 16. 4. 1870), die sie nicht überrascht habe; bitter reagiert Emilie auf Fs mangelndes Vertrauen: „Du scheinst ebenso wenig zu fühlen wie beschämend es für mich daß Du einen so entscheidenden Schritt für unser Leben gethan hast, ohne Dir die Mühe zu nehmen, mit mir darüber zu berathschlagen“; sie erinnert F in einem zweiten Brief (neben dem Berichtsbrief, den sie am 9. 5. 1870 begonnen hat), daß auch er „dankbar auf die letzten 10. glücklichsten Jahre unseres Lebens“ zurückblicke und verbindet das mit einer bitteren Analyse Fs, wie sie ihn sieht: „Jedes Gebundensein wiederstrebt Deiner Natur; so lange die Dinge ruhig gehen, bist Du glücklich und zufrieden; kommt aber ein Anstoß, so verwirfst Du auch Alles […]. Es ist dies der Fall mit mir seit beinah 20 Jahren. Sobald ich durch irgend etwas Dir unangenehm bin, […] sprichst Du von einer 20 jährigen, unerträglichen Ehe. Dasselbe gilt von Deinen Freunden; sie binden sich immer wieder an Dich; nicht Du an sie. Daß Du in diesen drei Wochen keine Minute Deine Handelsweise bereut, hat keinen Trost für mich; Du hast Dich Deiner Freiheit erfreut, Geld hat Dir nicht gefehlt und mein Leidensgesicht Dich nicht gequält […]. Aber geschehene Dinge sind nicht zu ändern und da Du mich nicht gefragt hast, so habe ich auch nicht zu antworten. Es gilt nun meine Pflicht zu thun und Dir mit Freudigkeit beizustehn, zu helfen“; für ihre Rückreise erbittet Emilie 10 £: 5 £ für Martha Fontane, 1 £ für die Dienstmädchen und 4 £ für sich selbst – und überdies äußert sie „die große Bitte: laß Dir nicht Geld von S.[Sommerfeldt] geben, es ist mir viel lieber wir verbrauchen erst die Scheine und lassen die 1000 T. von unserer Mama noch unberührt“ (→ 11. 5. 1870)
16.05.1870: erneut zur Kreuzzeitungs-Kündigung Fs; Emilie sieht Probleme mit der Wohnung voraus, wenn F nunmehr immer zu Hause arbeitet; Fs von ihr vorweggenommenes Argument, er werde seine Bücher in Einsamkeit schreiben, hieße: „dann wären wir am Ende u. ich könnte mit den Kindern eine kleine Wohnung beziehn“; der Brief schließt mit der Mitteilung, daß sie das Pfingstfest noch in England bleibe, „da Du Gott sei Dank gesund und heiter zu sein scheinst u. die Kinder, deren Du wieder mit keiner Sylbe erwähnst, meiner nicht bedürfen“ [3]
- 3: EBW 2,469–472
Letzte Bearbeitung: 14.02.2024
(https://www.fontanearchiv.de/chronik/1870-05-16/)
Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/chronik/1870-05-16/. Letzte Bearbeitung: 14.02.2024.
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