1. Mai 1848, Montag
Ereignis
- 01.05.1848
- auf einem zum Wahllokal hergerichteten Wollboden in der Neuen Königstraße hält F eine politische Rede und wird im 111. Wahlbezirk zum Wahlmann der Abgeordnetenwahl für das Frankfurter Parlament gewählt („die Urwähler saßen wie die Bischöfe des Oberhauses auf Wollsäcken“); an Bernhard von Lepel schreibt F (→ 22.11.1848), daß er seine „erste glänzende Rede“ mit „‚Liebe zum Volk, aber auch Liebe zum König‘“ geschlossen habe [1] [2]
- 01.05.1848
- laut Von Zwanzig bis Dreißig besucht F am Abend des Wahltages Pastor Ferdinand Schultz in Bethanien, der als Vertreter der protestantischen Orthodoxie den politischen Gegenpol zu Fs demokratischer Position vertritt; Schultz hat mehrere Herren zu Besuch, „lauter Pommersche von Adel, unter ihnen ein Senfft-Pilsach, ein Kleist, ein Dewitz“, die sich über Fs Wahl zum Wahlmann lustig machen; möglicherweise steht diese gastliche Runde in Zusammenhang mit jener Versammlung vom 22. 4. 1848, die die Gründung der Kreuzzeitung beschlossen hat, und bei der u.a. Ernst von Senfft zu Pilsach, Hans-Hugo von Kleist-Retzow und ein Rittergutsbesitzer von Dewitz-Wussow eine Rolle gespielt haben; an anderer Stelle in Von Zwanzig bis Dreißig – im Kapitel über George Hesekiel – berichtet F von einem bethanischen Zirkel aus späterer Zeit: „Der Zufall ließ es geschehen, daß ich eben damals – mehrere Jahre vor meinem persönlichen, erst 1860 erfolgenden Eintritt in die Kreuzzeitungsredaktion – viel in Bethanien verkehrte, wo sich bei dem zu jener Zeit in großem Ansehen stehenden Pastor Schultz, einem Freunde meiner Eltern, die führenden Kreuzzeitungs-Leute […] zu versammeln pflegten.“ [3]
- 1: FL 2006,110 (F an Bernhard von Lepel, 22. 11. 1848)
- 2: Hubertus Fischer: Theodor Fontanes Achtzehnter März. Neues zu einem alten Thema, in: FBl 65–66(1998), 164–167; Jolles 50f.; FLBW 1,146 (F an Bernhard von Lepel, 22. 11.1848) – nicht für die Preußische Nationalversammlung, wie F in Von Zwanzig bis Dreißig fälschlich behauptet; auch dürfte seine Kandidatur weitaus weniger spontan und unpolitisch gewesen sein, als es in Fs Erinnerungen dargestellt wird
- 3: Aufbau 3,2,259/374; Hubertus Fischer: Theodor Fontanes Achtzehnter März. Neues zu einem alten Thema, in: FBl 65–66(1998), 169–171
Allgemein
- 01.05.1848
- Indirekte Urwahlen in Preußen zur Nationalversammlung und Wahl der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt.
Letzte Bearbeitung: 22.12.2020
(https://www.fontanearchiv.de/chronik/1848-05-01/)
Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/chronik/1848-05-01/. Letzte Bearbeitung: 22.12.2020.
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