18. März 1848, Samstag
Ereignis
- 18.03.1848
- F ist beteiligt an der Erstürmung des Königstädtischen Theaters, an Waffenbeschaffungen und wohl auch am Barrikadenbau [1]
- 18.03.1848
- nach dem Bericht in Von Zwanzig bis Dreißig erlebt F den Beginn des Aufstandes in der Jungschen Apotheke, Neue Königstraße 50, Ecke Georgenkirchstraße (zusammen mit „zwei andern deutschen Jünglingen“) [2]
- 18.03.1848
- zunächst habe er, so sein Bericht, aktiv an den Straßenkämpfen teilgenommen, sich aber später auf die Rolle des Beobachters beschränkt; nach einem vergeblichen Versuch, in der Georgenkirche Sturm zu läuten, habe er sich dem „Arbeiterhaufen“ angeschlossen, der das Königstädtische Theater stürmt und die Requisite nach geeigneten Waffen plündert; in einem Laden am Alexanderplatz habe er kostenlos Pulver erhalten, dann aber beim Laden des Theatergewehrs die Lächerlichkeit der Situation erkannt und sich von der Straße zunächst auf sein Zimmer zurückgezogen [3]
- 18.03.1848
- später läuft er durch die Stadt Richtung Friedrichstraße, um Hermann Müller, Emilie Rouanet-Kummers Halbbruder, aufzusuchen [4]
- 18.03.1848
- in der „Pépinière“ (Akademie für Militärärzte) wartet F bis abends auf Müller und wird dann von diesem auf Umwegen ein weites Stück in Richtung Königstraße begleitet [5]
- 18.03.1848
- in den folgenden Wochen zählt F zunächst zu denen, die für eine „möglichst freie Konstitution unter Beibehaltung der monarchistischen Staatsform eintraten“; im Lauf des Sommers und Herbstes entwickelt er sich zu einem radikalen Republikaner [6] [7]
- 18.03.1848
- Indizien legen engere Verbindungen Fs zum demokratischen Lager nahe, beispielsweise eine Mitgliedschaft im ›Demokraten-Verein der Königstadt‹ [8]
- 18.03.1848
- in Von Zwanzig bis Dreißig deutet F auch politische Kontakte zu Julius Faucher an, der im März aus Stettin nach Berlin gekommen ist [9]
- 1: Die Quellenlage für Fs Aktivitäten während der Märzereignisse und danach ist außerordentlich problematisch. Fontanes retrospektive Darstellung der Ereignisse in Von Zwanzig bis Dreißig (Abschnitt Der achtzehnte März, vgl. Oktober 1896), stellt, wie Charlotte Jolles schrieb, eine „besondere Irrtumsquelle“ dar, und zwar nicht allein durch Erinnerungslücken, die dem zeitlichen Abstand zwischen den geschilderten Ereignissen und der Niederschrift der Autobiographie geschuldet sind, sondern auch aufgrund unbewußter Verschiebung und bewußter Verharmlosung durch den Autor. Vgl. zu dieser Problematik u.a. Jolles (Zitat S. 19), Hubertus Fischer: Theodor Fontanes Achtzehnter März. Neues zu einem alten Thema, in: FBl 65–66(1998), 163–189
- 2: Fontane/Wolfsohn 2006,33 (F an Wolfsohn, 10. 1. 184[8])
- 3: Aufbau 3,2,342–352 (349); Jolles 48–55 – das ist unverkennbar die Perspektive der Rückschau und nahezu unwahrscheinlich!
- 4: Aufbau 3,2,352–354; vgl. Jolles 48–55
- 5: Aufbau 3,2,354–359; vgl. Jolles 48–55
- 6: Nachzuweisen ist dies jedoch nicht. Vgl. dazu Hubertus Fischer: Theodor Fontanes Achtzehnter März. Neues zu einem alten Thema, in: FBl 65–66(1998), 163–187; Jolles 51 (Zitat); Aufbau 3,2,42
- 7: Jolles 51
- 8: Nachzuweisen ist dies jedoch nicht. Vgl. dazu Hubertus Fischer: Theodor Fontanes Achtzehnter März. Neues zu einem alten Thema, in: FBl 65–66(1998), 163–187; Jolles 51; Aufbau 3,2,42
- 9: Hubertus Fischer: Theodor Fontanes Achtzehnter März. Neues zu einem alten Thema, in: FBl 65–66(1998), 163–187; Jolles 51; Aufbau 3,2,42
Allgemein
- 18.03.1848
- Eine Massenversammlung vor dem Berliner Schloß, die die Erneuerung des Verfassungsversprechens durch Friedrich Wilhelm IV. bejubelt, wird mit militärischen Mitteln aufgelöst, zwei Schüsse fallen, und es kommt zu panischen Vorfällen, in deren Folge heftigste Barrikadenkämpfe einsetzen. Prinz Wilhelm von Preußen agiert mit besonderer Brutalität, später kursiert das Gerücht, er habe gesagt, er wolle „eher sein Fürstenblut verspritzen, als daß das Militär auch nur einen Zoll breit zurückgezogen würde“. [10]
- 10: zitiert nach Wulf Wülfing: Der „Tunnel über der Spree“ im Revolutionsjahr 1848. Auf der Grundlage von „Tunnel“-Protokollen und unter besonderer Berücksichtigung Theodor Fontanes, in: FBl 50(1990)53
Letzte Bearbeitung: 22.12.2020
(https://www.fontanearchiv.de/chronik/1848-03-18/)
Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/chronik/1848-03-18/. Letzte Bearbeitung: 22.12.2020.
Die Bereitstellung dieses Digitalen Dienstes wurde gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).
