2. April 1841, Freitag
Ereignis
- 02.04.1841
- F ist als zweiter Rezeptar in Ludwig August Neuberts Apotheke „Zum weißen Adler“ in der Leipziger Hainstraße beschäftigt (bis 10. 5. 1842); das Verhältnis zu Neubert und seiner Familie bleibt die ganze Zeit hindurch freundlich-distanziert – rückblickend schreibt F über die Leipziger Zeit: „Mit jener nur der Jugend eigenen Unverwüstlichkeit, setzte ich es durch, bei Tage Geschäftsmann, bei Nacht ein Mittelding von Student und Literat zu sein. Burschenschafter, so wie Schriftsteller siebenten Ranges wurden mein Umgang. Zahlungsunfähige Buchhändler standen im Hintergrunde und tauschten gegen jammervolle Schmeichelein wahre Massen von pathetischen Freiheitsgedichten ein. Einer, mein besondrer Protektor bot mir die Redaktion eines belletristischen Blattes an und ich, ehrlich genug, um auch Andre für ehrlich zu halten, schlug ein, kündigte meine Stellung, und war fest entschlossen, wie fast jeder Zweiundzwanzigjährige, der das Leipziger Pflaster tritt, ‚unter die Literaten zu gehen‘.“ Mit dem belletristischen Blatt dürfte die Eisenbahn gemeint sein, jedoch hat F seine Rezeptarstelle, so weit bekannt, nicht wegen dieses Angebots, sondern aus Krankheitsgründen aufgegeben (→ Frühjahr 1842 u. 10. 5. 1842) [1] [2]
- 1: HFB 1,116 (F an Gustav Schwab, 18. 4. 1850)
- 2: Fricke I,11; Aufbau 3,2,73–102; Jolles 34–36; Klaus-Peter Möller: „Sehr gute Kenntniße der Chemie Pharmacie Botanik und Latinität“. Fontanes Zeugnisse aus seiner Ausbildungszeit zum Apotheker als biographische Quellen, in: FBl 73(2002), 12
Mehrtägige Ereignisse und Zeiträume
Ereignis
- 02.04.1841
- nach dem Bericht in Von Zwanzig bis Dreißig sucht F in der Leipziger Zeit regelmäßig morgens vor Arbeitsbeginn nach einem Bad in Pleiße oder Elster das Gartenlokal „Kintschy“ im „Rosenthal“ auf, um Zeitschriften zu lesen (nach 1. 4. 1841) [3]
- 02.04.1841
- Bekanntschaft mit zwei Ärzten, die regelmäßig die Apotheke als geselligen Treffpunkt (F spricht von „Doktorbörse“) aufsuchen (nach 1. 4. 1841): Dr. Moritz Emil Reuter und Dr. Christian Friedrich Adler; vor allem Adler, der auch literarisch produktiv war, ist in den ersten Leipziger Monaten Fs poetischer Ratgeber; als F ihm ein Konvolut seiner Gedichte zum Urteil vorlegt, entspinnt sich eine Korrespondenz in Versen; Adler ist es vermutlich auch, der den Kontakt zu Johann Georg Günther, dem Redakteur der Zeitschrift Die Eisenbahn, vermittelt (→ September 1841) [4]
- 3: Aufbau 3,2,75 f.
- 4: Aufbau 3,2,76–79
Arbeit
- 02.04.1841
- in der Leipziger Zeit (nach 1. 4. 1841) stellt F eine Sammlung von vermutlich 43 oder 46 Gedichten unter dem Titel Gedichte eines Berliner Taugenichts zusammen und sendet sie – gemeinsam mit Texten anderer ›Herwegh-Club‹-Mitglieder („drei stattliche Manuskriptpakete“) – an den Züricher Verleger Julius Fröbel; das Einleitungsgedicht ist Georg Herwegh gewidmet, dem als Vorbild empfundenen Lyriker; wie die anderen erhält auch F sein Manuskript „zurück, ohne daß die Verlagsbuchhandlung auch nur einen Blick hineingetan hätte“ (→ Mai 1842) [5]
- 5: Aufbau 3,2,101 (Zitat); Gedichte 2,575f.; Horlitz 34 – das Manuskript gehört zu den verschollenen Beständen des Fontane-Archivs
Letzte Bearbeitung: 22.12.2020
(https://www.fontanearchiv.de/chronik/1841-04-02/)
Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/chronik/1841-04-02/. Letzte Bearbeitung: 22.12.2020.
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