5. October 1870, Wednesday

Event

05.10.1870
F bricht früh 7 Uhr nach Vaucouleurs auf; dort besichtigt er „die alte Kapelle und das leidlich wohlerhaltene Schloß des ‚Ritters Baudricourt‘“; er mietet dazu gemeinsam mit einem Pierre Bilmann Wagen und Pferd bei Frau Grosjean in Toul; der Polizeikommissar erhält später in Colombey den Wagen von einem Unbekannten und bringt ihn Frau Grosjean zurück [1]
05.10.1870
„trotz aller Mahnungen seiner Freunde zur äußersten Vorsicht“ läßt sich F nicht abbringen, von dort weiter nach Dom Rémy (auch Domremy) zu reisen – „Sein romantischer Zug“, kommentiert Henriette von Merckel später, „nach dem Geburtsort der Jungfrau war stärker als seine Weisheit“. F besucht das Geburtshaus der Jeanne d’Arc und eine Kapelle; bei der Besichtigung einer Statue der Jeanne d’Arc wird er von einer Gruppe von Männern nach seinen Papieren gefragt und aufgefordert, sie in ein Wirtshaus zu begleiten, um seine Personalien festzustellen; dort wird entdeckt, daß er bewaffnet ist, und er wird als vermeintlicher preußischer Spion in Haft genommen; in Begleitung eines Franktireurs und zweier „Blusenmänner“ wird F zunächst nach Neufchâteau gebracht: „Hier war das Todtschießen nah.“ [2] [3]
05.10.1870
sein Gepäck verbleibt teils in Toul im Hôtel de la Ville de Metz, teils in Vaucouleurs
05.10.1870
abends Ankunft in Neufchâteau, wo F dem Souspräfekten, Herrn Cialandri, vorgeführt wird; nach einer kurzen Unterredung wird F dem „Capitaine der Gendarmerie“ übergeben und von diesem in das Gefängnis von Neufchâteau gebracht; dort muß F Uhr, Geld und ein kleines Messer abgeben und dem Gerichtsschreiber, Herrn Palazot, einige Fragen beantworten: „Ich war wie vom Donner getroffen; das leibhaftige Ebenbild meines Vaters stand vor mir“ (5. 10. – Todestag von Fs Vater); nach einer Diskussion mit dem Gerichtsschreiber, dessen Frau und einem jungen Rechtsanwalt über „Krieg und Frieden“, wird F in seine Zelle gebracht; F verbringt die Nacht auf dem Fensterbrett sitzend, um Schutz vor den zahlreichen Ratten zu finden; Emilie berichtet er später: „Le premier jour à Neufchâteau […] fut le pire“ („Der erste Tag in Neufchâteau […] war der schlimmste“) [4]
  • 1: NyA 16,9; Kriegsgefangen. Populär-historische Ausgabe. Mit Briefen und Dokumenten. Berlin: F. Fontane [1914], S. 179f. – so geht es aus dem Bericht von Polizeikommissar Pierre Bruant in Toul an den Bürgermeister vom 20. 10. 1870 hervor
  • 2: FMBW 2,262 (Henriette von Merckel, Erinnerungen an die Familie Fontane, 26. 9. 1871)
  • 3: NyA 16,9–14 (14): TB 2,38 (. Zitat)
  • 4: NyA 16,14–19 (15/16/17); EBW 2,523–524 (F an Emilie Fontane, 14. 10. 1870) (letztes Zitat)

Letter to Fontane from

05.10.1870
Fontane, George [5]
  • 5: Feldpostbriefe 33

Last change: 04.08.2023

Empfohlene Zitierweise: Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik digital. Auf der Grundlage der »Theodor Fontane Chronik« (5 Bde., Berlin: De Gruyter 2010) hg. v. Theodor-Fontane-Archiv. Potsdam 2021ff. URL: https://www.fontanearchiv.de/en/chronik/1870-10-05/. Letzte Bearbeitung: 04.08.2023.

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