1. Teil: Lebens-Spuren
Zwei Wochen nach der Anzeige wurde der am 30.12.1819 geborene Sohn in der Neuruppiner Pfarrkirche am 27.1.1820 auf den Namen Heinrich Theodor getauft.
»Das Examen verlief […] anders, als mein Vater erwartete. Ich fiel nicht durch, aber noch weniger erhielt ich eine Nummer eins. […] Ich hatte das Examen hinter mir, aber keine Spur von Lebensaussicht vor mir; bloß eine arme Braut, die wartete.«
Theodor Fontane: »Von Zwanzig bis Dreißig«, 1898.
1840 schloss Theodor Fontane seine vierjährige Lehre zum Apothekergehilfen in der Berliner Apotheke Zum Weißen Schwan ab und arbeitete danach in verschiedenen Apotheken. Nach insgesamt fünfjähriger Tätigkeit als Apothekergehilfe bestand er am 2.3.1847 das Apothekerexamen mit der Note »gut«. Die Approbationsurkunde berechtigte ihn zur selbständigen »Verwaltung und zum Besitze einer Apotheke«. Pläne zum Erwerb einer Apotheke scheiterten an fehlenden Mitteln.
Wahrscheinlich um Porto zu sparen, nutzte Fontane hier den Schreibraum des Papiers optimal aus: Zuerst beschrieb er den Briefbogen von links oben nach rechts unten, drehte ihn dann um 90 Grad und beschrieb ihn im rechten Winkel zum bereits Geschriebenen ein zweites Mal.
Im Rahmen seiner umfangreichen Korrespondenz machte Fontane auch von dem 1869/70 neu eingeführten Medium Postkarte Gebrauch. Die Mitte der 1880er Jahre einsetzende Modeerscheinung der Bildpostkarte kommentierte Fontane im Kartentext ironisch:
»Mit 70 wird man wieder jugendlich und steigt nicht blos auf die Heinrichsbaude hinauf, sondern thut auch das denkbar Jugendlichste und sendet Bilder-Postkarten grüßend in die Welt hinaus.«
Fontane verfasste mehrmals kleinere autobiografische Texte, um sich Persönlichkeiten und Institutionen vorzustellen, aber auch für Lexika, Zeitschriften oder Sammelwerke, in denen Werke von ihm abgedruckt wurden. Der Verwendungszusammenhang dieses Textes ist nicht bekannt.
Seit den 1850er Jahren führte Fontane Tagebuch. In seinem Nachlass befanden sich insgesamt acht Bände mit Aufzeichnungen aus den Jahren 1852 bis 1898. Fünf Bände gelten bis heute als verschollen. Die drei überlieferten Tagebücher aus den Jahren 1855/56, 1857/58 und 1866–1882 beziehen sich u. a. auf Fontanes dritte London-Reise (1855–1859) und dokumentieren darüber hinaus den sozialen Aufstieg des Schriftstellers.
Von ehemals 14 Haushaltsbüchern sind im Theodor-Fontane-Archiv noch acht Bände erhalten. Die monatsweise Aufschlüsselung der Einnahmen und Ausgaben gibt Einblick in die finanziellen Verhältnisse der Familie Fontane, die sich vor allem zu Beginn von Fontanes beruflicher Laufbahn oft prekär darstellten.
»Das Hervorstechende ihres Wesens ist körperlich und geistig das Interessante.«
Theodor Fontane an Wilhelm Wolfsohn, 10.11.1847.
Die unehelich geborene Emilie Rouanet wurde 1827 von dem Berliner Globus- und Reliefkartenhersteller Karl Wilhelm Kummer und seiner Frau Marie in Berlin adoptiert und lernte Theodor Fontane bereits als Kind kennen. 1845 verlobten sich beide heimlich, die Hochzeit fand 1850 statt. Die ersten Ehejahre waren von großen Belastungen gekennzeichnet. In der Zeit zwischen 1852 und 1864 gebar Emilie Fontane sieben Kinder, von denen drei Jungen noch im Säuglingsalter verstarben: Rudolf († 1852), Peter Paul († 1853) und Ulrich († 1855).
Theodor Fontane jun. (1856–1933) begann eine Ausbildung am theologischen Seminar der Französischen Kolonie, die er abbrach. 1875 legte er auf dem Französischen Gymnasium das Abitur ab, studierte Jura und wurde Heeresbeamter mit dem Rang eines Wirklichen Geheimen Kriegsrates.
Friedrich Fontane (1864–1941) lernte den Beruf des Verlagsbuchhändlers bei Gustav Langenscheidt in Berlin und gründete 1888 die Verlagshandlung F. Fontane & Co. In dem erfolgreichen Verlag erschienen fortan die meisten Werke Theodor Fontanes.
Der älteste Sohn der Familie George (1851–1887) schlug die Militärlaufbahn ein. Er nahm am Deutsch-Französischen Krieg teil, wurde Offizier und war zuletzt Lehrer an der Hauptkadettenanstalt Lichterfelde. Er starb im Alter von 36 Jahren an den Folgen eines Blinddarmdurchbruches.
Martha (1860–1917), genannt Mete, war die einzige Tochter von Theodor und Emilie Fontane. Als Zehnjährige lebte sie ein Jahr in London und besuchte nach ihrer Rückkehr nach Berlin bis 1876 die höhere Mädchenschule. Zu ihrem Vater stand sie in einem besonders engen Verhältnis. Sie absolvierte das staatliche Lehrerinnenseminar und arbeitete in den Jahren 1880/81 als Erzieherin und Hauslehrerin.
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