Sammlungen

Sowohl in den archivalischen als auch in den bibliothekarischen Beständen des Theodor-Fontane-Archivs gibt es zahlreiche Sammlungen. Eine Auswahl stellen wir Ihnen auf dieser Seite vor.

Sammlungen des Archivs

Sammlungen als geschlossene Überlieferungseinheiten bilden einen wichtigen Teil der archivalischen Bestände des Theodor-Fontane-Archivs. Neben den hier vorgestellten Sammlungen bewahren wir u.a. auch die Fontane-Kartei von Ulrich von Stoltzenberg, die Sammlung Paul Emden (als Dauerleihgabe der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin), Dokumente aus dem Verlagsarchiv von Berthold Spangenberg und eine Sammlung von Briefen an Botho von Hülsen. Darüber hinaus beherbergt das Archiv einige bedeutende Dauerleihgaben sowie Teilvor- und -nachlässe aus Fontanes Umfeld sowie von Fontane-Forscher*innen.

Verlagsarchiv F. Fontane & Co.

 (öffnet Vergrößerung des Bildes)Bild: TFA
Aktendeckel aus der Sammlung zum Verlag F. Fontane & Co.

Die Bestandsgruppe W des Theodor-Fontane-Archivs umfasst die Korrespondenz und Verträge von Friedrich Fontane beziehungsweise seinem Verlag mit der Nachlasskommission, den Miterben, Herausgebern, Eigentümern von Fontane-Autographen und anderen Personen und Institutionen, den Nachlass Fontanes und die Herausgabe von Nachlass-Editionen betreffend.

Die Bestandsgruppe wurde 1995/96 durch Joachim Kleine geordnet und mit einem Zettelkatalog erschlossen. Heute sind sämtliche Bestandteile im OPAC erfasst.

Eingeschlossen in diese Bestandsgruppe finden sich Rudimente des Verlagsarchivs wie Original-Ausfertigungen und Abschriften der Verlagsverträge sowie Auszüge aus Rechnungsbüchern. Das Archiv des Fontane-Verlags selbst ist verschollen, die Bezeichnung ›Verlagsarchiv‹, die für diese Bestandsgruppe verwendet wird, ist also nicht ganz korrekt. Das Archiv des 1888 gegründeten Fontane-Verlags umfasste Akten zu über 1000 Büchern von über 200 Autoren. Nichts davon ist überliefert. Die einzige Ausnahme bildet eine Mappe über Arno Holz und Johannes Schlaf (W 694-W 714).

Friedrich Fontane nimmt eine Schlüsselstellung ein in der Überlieferung der Werke, der Biographie und des Nachlasses von Theodor Fontane. Die von ihm angelegten und mehrfach umgeordneten und überarbeiteten Abschriftenkonvolute bilden einen  Bestandteil des Theodor-Fontane-Archivs und sind, wo die Originale verlorengegangen sind, heute die wichtigsten Zeugen der Textüberlieferung.

Weiterführende Literatur:

Klaus-Peter Möller: Die Verlagsverträge im Theodor-Fontane-Archiv, Teil 1, in: Fontane Blätter 68 (1999), S. 29–72 & Teil 2, in: Fontane Blätter 70 (2000), S. 32–66.

Klaus-Peter Möller: Blaustift, Schere, Klebepinsel. Die Abschriftenkonvolute im Theodor-Fontane-Archiv historisch-kritisch betrachtet, in: Fontanes Briefe im Kontext. Hg. von Hanna Delf von Wolzogen und Andreas Köstler, Würzburg 2019 (Fontaneana Bd. 16).

Theodor Fontanes Handbibliothek

Bild: Ernst Kaczynski
Ausschnitt aus Otto Franz Gensichen: Felicia. Ein Minnesang. Berlin: Grosser 1882, mit Marginalien von Theodor Fontane

Unter der Bezeichnung »Handbibliothek« bewahrt das Theodor-Fontane-Archiv einen 155 Bände umfassenden Teilbestand aus Fontanes eigener Bibliothek, also eine Sammlung von Büchern aus Theodor Fontanes Besitz, die sich erhalten hat. Die Bände in dieser Sammlung  sind dabei – bis auf einige Ausnahmen – Teil der »Schriftstellerwerkstatt«, unersetzbar wegen der zahlreichen von Fontane verfassten Marginalien und wertvoll durch die vielen Widmungsexemplare von Freunden und Kollegen.

Die Sammlung wurde 2017/18 vollständig digitalisiert und  in  der Folge auf Seitenebene in Hinblick auf Lese- und Gebrauchsspuren erschlossen. 2018/2019 wurde in Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam ein Prototyp für eine interaktive Visualisierung entwickelt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Weiterführende Literatur

Anna Busch: Fontane als Leser. Zur Visualisierung von Lektürespuren in Fontanes Handbibliothek, in: Fontane Blätter 107 (2019), S. 104-131.

Wolfgang Rasch: Zeitungstiger, Bücherfresser. Die Bibliothek Theodor Fontanes als Fragment und Aufgabe betrachtet, in: Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. N.F. [Bd.] XIX. Wiesbaden 2005, S. 103-144.

Fontane-Sammlung Christian Andree

Bild: TFA
Postkarte in der Fontane-Sammlung von Christian Andree

Das von Christian Andree gesammelte Konvolut galt als die größte deutsche Privatsammlung an Fontane-Autographen und Fontaneana. Es umfasst mehrere Hundert Manuskriptseiten zu Romanen, Gedichten, den Wanderungen, dazu Briefe und Autographe aus dem Fontane-Umkreis. Die Sammlung konnte 1997 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Bundes, des Landes Brandenburg und privater Förderer erworben werden. 2009 wurde die Sammlung umfassend restauriert. Eine illustrierte Dokumentation erschien als Patrimonia-Heft Nr. 142 der Kulturstiftung der Länder, ein Katalog als Patrimonia-Heft Nr. 142a.

Die Sammlung ist über den elektronischen Katalog des Archivs erschlossen. Sie wurde vollständig digitalisiert und steht im Rahmen der Services des Archivs für die Nutzung zur Verfügung.

Weiterführende Literatur

Die Fontane-Sammlung Christian Andree. Hg. von der Kulturstiftung der Länder in Verbindung mit dem Theodor-Fontane-Archiv (= Patrimonia 142), Potsdam 1998.

Katalog der Fontane-Sammlung Christian Andree. Hg. von der Kulturstiftung der Länder (= Patrimonia 142a), Berlin 1999

ZA-Sammlung

Zeitungs-Ausschnitts-Sammlung des ArchivsBild: TFA
Kästen mit der ZA-Sammlung des Archivs

Die Zeitungsausschnittsammlung ist eine der umfangreichsten Sammlungen des Theodor-Fontane-Archivs. Sie erfasst alle Publikationen von und über Fontane in Printmedien vom Typ ›Zeitung‹ und ›Zeitschrift‹, sofern sie nicht in anderen Bestandsgruppen überliefert sind, verzeichnet und archiviert die verschiedenen Quellen und stellt Material für die unterschiedlichsten Benutzeranfragen bereit. Sie setzt, hervorgegangen aus einer Sammlung der Familie Fontane, in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein und verwaltet Medien aus einem Zeitraum von mehr als 150 Jahren.

Kern der ZA-Sammlung ist eine chronologisch geordnete Loseblattsammlung, teils von Original-Zeitungsartikeln, teils von Kopien (110 Archivboxen). Eine weitere umfangreiche Bestandsgruppe erfasst große Teile des journalistischen Primärwerks Fontanes (20 Aktenordner, geordnet jeweils nach den Publikationsorten, nur Fotokopien). Kopien und Sonderdrucke von wissenschaftlichen Aufsätzen aus Zeitschriften und Sammelwerken bilden mit der sog. Gelben Reihe die dritte große Bestandsgruppe der ZA-Sammlung (ca. 80 Aktenordner). Außerdem wurden thematische Mappen zu häufiger wiederkehrenden Forschungs-Anfragen angelegt. Der wissenschaftlich relevante Teil der Sammlung ist durch die Fontane-Bibliographie erschlossen.


Bild- und Mediensammlung

Das Theodor-Fontane-Archiv besitzt eine Sammlung von ca. 2.200 Bilddokumenten (Fotographien, Gemälden, Drucken), zum Beispiel Portraits von Fontane in verschiedenen Lebensaltern und von Familienangehörigen.  Kontaktieren Sie uns bitte, wenn Sie auf der Suche nach geeignetem Bildmaterial sind oder Bildrechte erwerben möchten.


Sammlungen der Bibliothek

Zum Bestand der Bibliothek gehören mehrere Sammlungen mit Bänden privater Sammler und Sammlerinnen. Diese Zeugnisse privater Forschungstätigkeit und Sammelleidenschaft sind als separate Sammlungen aufgestellt, so dass der jeweilige Kontext erhalten bleibt.

Sammlung Conrad

Paul Conrad (rechts) und Joachim Göbel im Theodor-Fontane-Archiv in der DortustraßeBild: H. Dörries
Paul Conrad (rechts) und Joachim Göbel im Theodor-Fontane-Archiv in der Dortustraße

Paul Conrad (1906-1985) war bereits seit 1917 freundschaftlich mit dem späteren Leiter des Theodor-Fontane-Archivs Joachim Schobeß verbunden und unterrichtete als Lehrer die Fächer Deutsch, Englisch und Geschichte. In seinem Besitz befand sich eine der größten privaten Fontane-Bibliotheken der DDR, die unter anderem viele Erst- und Briefausgaben enthielt. Conrad galt als hervorragender Kenner der Fontane-Literatur und war einer der Mitbegründer und Redakteure der Fontane Blätter.

Seit 2000 befindet sich ein Teil seines privaten Nachlasses im Theodor-Fontane-Archiv.

Die Sammlung Conrad umfasst 318 Bände, darunter mehrere Erstausgaben der Werke Theodor Fontanes. Sie ist geschlossen aufgestellt und unter der Signatur Slg C recherchierbar.

Weiterführende Literatur

Paul Conrad: Krippenstapeliana, in: Fontane Blätter 5 (1982) 1, S. 59-66.

Joachim Schobeß, Otfried Keiler: In memoriam Paul Conrad (1906-1985), in: Fontane Blätter 6 (1986) 3, S. 338-339.

Sammlung Bartsch

Bild: TFA
Bernhard Bartsch im Theodor-Fontane-Archiv

Die noch nicht abgeschlossene Sammlung Bartsch umfasst derzeit 101 Bände, die unter der Signatur Slg Bartsch verzeichnet sind. Bernhard Bartsch überließ dem Theodor-Fontane-Archiv in den letzten Jahren mehrere Erstausgaben und besonders gut erhaltene spätere Ausgaben der Werke Theodor Fontanes sowie mehrfach Autographe.

Bernhard Bartsch ist im Oktober 2017 zum Ehrenmitglied der Theodor Fontane Gesellschaft ernannt worden. Seit März 2018 ist er Ehrenmitglied der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Theodor-Fontane-Archivs.

Sammlung Böschenstein

Bild: TFA
Die Sammlung Böschenstein in den Magazinräumen des Fontane-Archivs

Die Literaturwissenschaftlerin Renate Böschenstein-Schäfer (1933-2003) studierte in Bonn Germanistik, Latein und Philosophie. Von 1958 bis 1964 war sie Assistentin für deutsche Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, von 1969 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1998 lehrte sie an der Universität Genf und veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu Theodor Fontanes Werk. Als richtungsweisend gilt ihre 1962 erschienene Studie zu Fontanes Melusine-Motiv.

Ihr schriftlicher Nachlass befindet sich seit 2004 im Theodor-Fontane-Archiv und umfasst 28 Archivboxen mit Manuskripten und Materialien zu ihrer Forschungs- und Publikationstätigkeit.

Weiterführende Literatur

Renate Böschenstein: Verborgene Facetten. Studien zu Fontane. Hg. von Hanna Delf von Wolzogen und Hubertus Fischer, Würzburg 2006 (= Fontaneana, Band 3).

Hanna von Delf von Wolzogen: Gesprächsweise Denkerin. Zum Tode von Renate Böschenstein, in: Fontane Blätter 76 (2003), S. 8-9.

Hanna von Delf von Wolzogen: »But one problem arises that has not yet been solved«. Der Nachlass Renate Böschenstein im Theodor-Fontane-Archiv, in: Fontane Blätter 96 (2013), S. 76-79.

Sammlung Nürnberger

Bild: Klaus-Peter Möller
Helmuth Nürnberger im Sommer 2015

Helmuth Nürnberger (1930-2017) studierte Philologie und Geschichte in Münster und Hamburg und lehrte bis zu seiner Emeritierung Neuere deutsche Literaturwissenschaft an den Universitäten Flensburg und Hamburg. Mit seiner 1967 erschienenen Monographie Der frühe Fontane begründete er seinen Ruf als profunder Kenner der Werke Theodor Fontanes. Es folgten u.a. die Herausgabe der im Hanser Verlag erschienen Werke, Schriften und Briefe (1969-1997) sowie 1997 die Biographie Fontanes Welt.

Zwischen 1974 bis 2016 schrieb Nürnberger über 30 Aufsätze und Rezensionen für die Fontane Blätter. Mehr als 25 Jahre lang war er als Mitglied des Beirats bzw. Mitherausgeber verantwortlich für die Zeitschrift. Nürnberger gehörte zu den Gründungsmitgliedern der 1990 in Potsdam gegründeten Theodor Fontane Gesellschaft, deren Vorsitz er 20 Jahre lang innehatte. Seit 2004 war er ihr Ehrenvorsitzender.

Nürnberger überließ nach seinem Tod dem Theodor-Fontane-Archiv ca. 350 Bände seiner Privatbibliothek. Es handelt sich vorwiegend um Standardwerke zur Fontane-Forschung, die geschlossen aufgestellt sind.

Weiterführende Literatur

Helmuth Nürnberger: Der frühe Fontane, Hamburg 1967.

Helmuth Nürnberger: Fontanes Welt, Berlin 1997.

Nachruf für Helmuth Nürnberger (19. Januar 1930 – 19. November 2017), in: Fontane Blätter 105 (2018), S. 134-137.